Familie Grüneberg war einst eine angesehen Familie in Anklam. Von etwa 1909 bis 1925 führte Arthur Grüneberg, der Jude war, ein Herren- und Knabengeschäft am Markt. Seine Frau Anna entstammte einer Handwerkerfamilie und trat 1913 zum Judentum über. 1913 wurden Tochter Gertrud, 1923 Sohn Adolf geboren. 1928 verlegte die Familie Grüneberg ihr Geschäft in die Anklamer Steinstraße. Schon zehn Jahre später, 1938, musste Arthur Grüneberg das Geschäft auf Druck der Nazis räumen und das Grundstück verkaufen. Die Familie zog zur Großmutter in die Baustraße. Adolf Grüneberg durfte nun auch nicht mehr das Anklamer Lyzeum besuchen. Er fühlte sich einsam und verlassen.
1938 wurde Tochter Gertrud verhaftet und in die KZ Lichtenburg und Ravensbrück deportiert. Sie war mit Hans-Ulrich Stein verlobt, der kein Jude war. Er musste ein Jahr ins Gefängnis.
Arthur, Anna und Sohn Adolf, er war gerade einmal 16 Jahre alt, wurden am 12. Februar 1940 verhaftet und über Stettin ins Ghetto Piaski verschleppt und ermordet.
Gertrud konnte nach ihrer Entlassung aus dem KZ Ravensbrück in die Niederlande fliehen, lebte u. a. in Wassenaar bei Den Haag. Sie überlebte die Shoah. 1948 musste sie die Niederlande wieder verlassen und ging nach Deutschland. Sie hatte Eltern und Bruder verloren, war mittellos und kämpfte um Entschädigungszahlungen.
1952 heiratete sie Hans Kittel.
Gertrud starb 1979 in Bad Oeynhausen.
Das Schicksal der Familie Grüneberg konnte innerhalb der letzten sechs Jahre recherchiert werden. Und es gibt noch weitere Nachforschungen in Zusammenarbeit mit einer niederländischen Geschichtsgruppe in Wassenaar.
Familie Grüneberg lebte einst in Anklam und sie waren Nachbarn. Es soll kein Gras darüber wachsen, deshalb wurden für sie Stolpersteine verlegt.
Wir bedanken uns bei Herrn Gäth, der uns mit dem „Bürgerbus“ sicher an unser Ziel brachte.
Stolpersteine erinnern an die Familie Grüneberg
Autorin
Petra Klawitter
p.klawitter@rsg-roev.de